Die größte Faszination ist für mich immer der Einklang zwi- schen Pferd und Reiter, die innere psycho-mentale Verbindung, aus der sich ein partnerschaftlicher Umgang und eine minimale Hilfengebung ergeben. Deshalb scheiden für mich Zwangsmit- tel oder Gewaltmaßnahmen im Umgang und beim Reiten von vorneherein aus, denn dadurch werden Motivation und Ver- trauen nachhaltig zerstört.
Gleichzeitig lege ich großen Wert auf ruhige Konsequenz, denn wenn ein Pferd niemals Respekt gelernt hat, muss ich meine Hilfen unnötig steigern, damit es nicht zu gefährlichen Situatio- nen kommt. Wenn ein (junges) Pferd richtig erzogen und auf- gebaut wird, bemüht es sich von selbst, immer alles richtig zu machen. Folglich muss ich es als Ausbilder psychisch und phy- sisch mit Lernaufgaben konfrontieren und gleichzeitig jede Überforderung vermeiden. Dabei müssen selbstverständlich die Grundbedürfnisse des Pferdes (vor allem nach Bewegung!) im- mer gestillt sein. Oft werden mir Pferde vorgestellt, die sich aufgrund von Bewegungsmangel oder ständiger Überforderung entziehen: mit Durchgehen, Bocken oder Arbeitsverweigerung.
Eine weitere
Problematik kommt dadurch zustande, dass viele Reiter ihre
Pferde nicht “über den Rücken reiten”(können). Die
Abweichungen zwischen Theorie und Praxis sind groß und füh-
ren zu zahlreichen rückenkranken und/oder hartmäuligen
Pferden. Damit Pferde gesund und leistungsfähig bleiben
(auch Freizeitpferde, die nur ausgeritten werden!), müssen
sie konse- quent über den Rücken geritten werden. Ohne einen
korrekten Muskelaufbau in Rücken, Bauch und Hinterhand
verschleißen vorzeitig Sehnen und Gelenke, das Pferd bekommt
Schmerzen und zeigt Abwehrreaktionen (Widerstand oder
Flucht). Deshalb ist regelmäßige Dressurarbeit wichtig, und
zwar für jedes gerittene Pferd unabhängig von Alter und
Reitweise.